Die rund 70 Schweizer Teilnehmenden am «Finish Europe Summit» suchen ein stärkeres Miteinander in der Erfüllung des Missionsauftrags.
Eingeladen zum «Finish Europe Summit» hatte das US-amerikanische Kirchennetzwerk «Global Church Network», das überall auf der Welt Kompetenzzentren für Evangelisation und Jüngerschaft betreibt. Sein charismatischer Leiter, James O. Davies, lud einflussreiche Leiterinnen und Leiter nach Zürich ein. «Die Länder Europas gehören zu den schwierigsten Gebieten, wenn es darum geht, Kirchen zu gründen sowie Leitungspersonen auszurüsten», so Davies, der seit über 40 Jahren als Prediger und Netzwerker auf allen Kontinenten unterwegs ist. Die Schweiz sei als Austragungsort strategisch wichtig gewesen, da sich Osten und Westen treffen sollten.
Weltweit viele Aufbrüche sichtbar
Die Referate an der «Finish Europe»-Konferenz führten eindrücklich vor Augen, wie durch die Kraft des Evangeliums ganze Nationen transformiert werden. Von starken Aufbrüchen in Ägypten berichtete zum Beispiel Amgad Girgis, Pastor der «Church of God» im islamisch geprägten Staat. «Wir konnten im März dieses Jahres in Kairo ein Kompetenzzentrum für die Schulung von Pastoren eröffnen. 300 Pastoren aus allen 18 Denominationen des Landes liessen sich in dieser Zeit bereits schulen und gehen nun zu den Menschen, um das Evangelium zu predigen und Kirchen zu gründen.»
Gewaltige Aufbrüche geschehen auch in asiatischen Ländern wie zum Beispiel Indonesien oder den Philippinen: David Sobrepeña erzählte, wie er als Investmentbanker an der Wallstreet in New York von Gott berufen wurde, alles zu verkaufen und zurück in sein Heimatland, die Philippinen, zu ziehen. Dieser Glaubensschritt stand am Anfang der unglaublichen Geschichte der «Word of Hope Christian Church», die in den letzten 45 Jahren zur grössten Kirche der Welt wuchs. Aktuell gehören dieser Kirche 43 Satellitengemeinden an. An jedem Sonntag finden 74 Gottesdienste mit 60’000 Personen statt.
Wo Dunkelheit herrscht, leuchtet das Evangelium
Besonders stark war das Zeugnis von Valery Reshetinsky, Bischof des ukrainischen Missionskirchen-Verbandes. Er berichtete von erwecklichen Aufbrüchen mitten im Krieg: «Es gibt 1000 lebendige Kirchen in der Ukraine. Die Kirche stand in die Lücke.» Auch in Amsterdam, einer Stadt, die für gefährliche und arme Viertel bekannt ist, geschieht Hoffnungsvolles. Stanley Hofwijks, Pastor und Präsident von Maranatha Ministries in Amsterdam, baut Kirche unter den Menschen, die aus dem südamerikanischen Suriname eingewandert sind. Seine Kirche wuchs von 40 auf rund 2500 Mitglieder an. Sie gehen in die dunklen Ecken der Stadt, unterstützen viele arme Menschen und bleiben trotz vielen Widerständen vorwärtsgerichtet.
Lethargie in der Luxuslounge überwinden
Und wie sieht die Situation in der Schweiz aus? Ein sogenannter «Swiss Track», bei dem rund 70 Leiterinnen und Leiter aus Schweizer Kirchen und Werken teilnahmen, ging dieser Frage auf den Grund. «Wir befinden uns in der Luxuslounge», stellte Urs Schmid fest. Es brauche neuen Glauben, um die Lethargie in der Schweiz zu überwinden, betonte der Co-Gastgeber des «Finish Europe»-Treffens. «Vor lauter Rücksichtnahme aufeinander vergessen wir, wie dringlich der Auftrag ist, Menschen die rettende Botschaft von Jesus zu bringen. Wir müssen neu gemeinsam nach dem Kairos Gottes für unser Land fragen!»
Ivano Lai, Pastor der Pfingstgemeinde in Bern, nahm gleich mit zehn Mitarbeitern seiner Gemeinde an der Konferenz in Zürich teil. Ihm gehe es darum, das grosse Bild, den grossen Auftrag im Blick zu behalten bei allen Herausforderungen, die sich einer lokalen Kirche stellen. Es sei ermutigend, diese Leidenschaft für Gottes Reich zu spüren. «Diese einfache, aber radikale Botschaft, sein Leben Jesus hinzugeben und einfach den Missionsauftrag zu leben, begeistert mich. Da können wir auch von den Amerikanern einiges lernen.»
Schweizer zeigen Offenheit für Neues
Die amerikanische Kultur, die durch die Organisatoren rund um James O. Davies stark dominierte, polarisierte unter den Schweizer Teilnehmern. Einige schätzten dieses Element, andere waren herausgefordert. Davon liess sich der «Swiss Track» aber nicht stören. «Ich werde das Gehörte prüfen und auf unsere Umstände zu übertragen versuchen», gab Peter Schneeberger, Präsident von Freikirchen.ch, zu Protokoll. Er sei auf jeden Fall dankbar für diese Konferenz. Durch das Referat von John Sorensen, Präsident von Evangelism Explosive, sei ihm ganz neu bewusst geworden, wie zentral die Jüngerschaft ist. «Selten habe ich den Ruf so stark gehört, nach 2. Timotheus 2,2 in andere Leiterinnen und Leiter zu investieren!»
Jaël Binggeli, die Jugendbeauftragte der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA, freute sich über die schönen Begegnungen, die sie sehr bereichert hätten. Ihr sei wichtig zu betonen, dass die älteren Leiter nicht einfach die Verantwortung an die Jungen abgeben können. «Sie gehen Seite an Seite miteinander! Die Jungen wissen oft nicht mehr, was das Evangelium ist und warum sie darüber reden sollen.» Man könne die Zukunft daher nicht der «Young Generation» abdelegieren, so Binggeli. «Es ist die ‹Now Generation›, die Gottes Reich gemeinsam baut!»
Ausstrecken nach dem Kairos
Julia Henke, die den Prozess «Zukunft Mission» in der Schweiz moderiert, betonte das Warten auf den Kairos-Moment. «Wenn wir diese Energie wirken lassen und dem Heiligen Geist vertrauen, kann uns das in Neues katapultieren.» Aaron Stutz, Gemeindegründer und Pastor der GLOW Church in Luzern, erwähnte die unbequeme Komponente des Zurückschneidens nach Johannes 15, die ihm Gott aufs Herz gelegt habe. «Wir alle wünschen uns Frucht. Doch wir sollten offen und ehrlich die Frage zulassen, was noch etwas bringt und was nicht mehr.» Ohne bereits genauer zu definieren, was dies konkret und strategisch bedeuten könnte, blieb das gemeinsame Fazit, dass ein weiteres Zusammenrücken stattgefunden hat. Die teilnehmenden Pastorinnen und Pastoren waren sich bewusst, dass sie das alles nicht selbst stemmen können: Es braucht ein neues Mobilisieren der Basis.
«Die Dringlichkeit und Leidenschaft für Evangelisation und Mission ist neu gewachsen. Gott tut an vielen Orten in der Welt Grossartiges. Warum nicht auch hier? Und die Überzeugung wuchs, dass wir uns als Schweizer dieser Aufgabe gemeinsam stellen müssen – und zwar auf unsere Art und Weise. Als Leitende wollen wir für diese Aufgabe neu Verantwortung übernehmen. Den Stil und Inhalt würden wir teilweise anders als am Kongress präsentiert gestalten. Aber wir wollen uns nicht an kulturellen Unterschieden aufreiben, sondern gegenüber dem gehorsam sein, was Gott uns gesagt hat.»
Andi Bachmann-Roth, Co-Generalsekretär SEA
Wie geht es weiter?
Das Konferenz-Thema «Finish Europe» sei ein hoher Anspruch, sagte Christian Haslebacher, Präsident der Viva Kirche Schweiz und Vizepräsident Freikirchen.ch: «Es ist nicht einfach, diese Mission zu erfüllen. Aber wir müssen nicht entmutigt sein, es war in Europa schon schwieriger. Nämlich zur Zeit, als Paulus Europa erreichte. Er und Silas wurden zum Beispiel in Philippi verhaftet und ins Gefängnis gesetzt.»
Als Gastgeberland hätte die Schweiz ein Kontingent von 150 Plätzen zugute gehabt, gekommen ist gut die Hälfte. SEA-Co-Generalsekretär Andi Bachmann-Roth sagt dazu: «Das Global Church Network wie auch James O. Davis ist in Europa kaum bekannt. Daher war die Zurückhaltung für mich nicht weiter überraschend. Zudem finden im September viele andere Veranstaltungen statt.» Wichtig sei, dass mit entscheidenden Schlüsselpersonen der Prozess «Zukunft Mission» weiterbewegt werden konnte. Konkret wird das Thema wieder in der bisherigen Spurgruppe sowie am Leiterinnen- und Leiterforum von SEA und Freikirchen.ch Anfang Dezember aufgenommen. Zudem treffen sich im Januar der Vorstand von SEA, RES und Freikirchen.ch zu einem 24-Stunden-Event, um zu beten und auf Gott zu hören.
Quelle: Livenet / IDEA