Neue Formen des Miteinanders und kirchlicher Präsenz vor Ort, geistliches Wachstum, gestärktes soziales Engagement usw. So schwierig die Pandemie auch für die Kirchen ist, so schön, ermutigend, friedens- und einheitsfördernd sind viele Geschichten der letzten zwei Jahre. Mit der Serie #CoronaPositiv erzählen die Schweizerische Evangelische Allianz SEA-RES und Freikirchen.ch einige dieser Geschichten. Der Ittiger Weihnachtsweg beispielsweise hat viele Menschen berührt. Darüber berichtet Tobias Weyrich von der reformierten Kirche Ittigen.

 

Die Idee eines Weihnachtwegs im Dorf ist aus der Not entstanden, als 2020 wegen Corona unser traditionelles Weihnachtsspiel nicht möglich war. Wir hatten über Jahre mit viel Begeisterung jeweils ein Theaterstück geschrieben, das wir mit zahlreichen Kindern und Jugendlichen in der Kirche aufführten. Im Rückblick war es den Schritt wert, dieses lieb gewonnene und beliebte Projekt zumindest vorübergehend loszulassen, damit etwas Neues entstehen konnte.

 

Für uns war immer klar: Zu Weihnachten machen wir etwas Besonderes, wie auch immer die Umstände sein mögen. Ein Weihnachtsfilm, für den das Skript bereits geschrieben und Drehorte besichtigt waren, fiel ebenfalls den Restriktionen wegen Corona zum Opfer. Schliesslich landeten wir bei der Idee, auf einem Weihnachtsweg über mehrere Stationen mit live gespielten Szenen die Weihnachtsgeschichte zu erzählen. Das Publikum war in kleinen Gruppen unterwegs und wurde teils ins Geschehen einbezogen. Einzelne Stationen konnten an thematisch passenden Orten in Ittigen gespielt werden, zum Beispiel in einem Stall oder einem Wirtshaus. Der Abschluss fand vor und in der Kirche mit Weihnachtsmusik, einer Besinnung und Segnungsmöglichkeit statt.

 

Beide Austragungen, 2020 und 2021, standen bis zuletzt auf der Kippe. Im ersten Jahr, als ohnehin alles ziemlich kurzfristig entstand, wäre es beinahe daran gescheitert, dass die Leute in Gruppen zusammen unterwegs waren. 2021 wäre zusätzlich eine Beiz geplant gewesen, die im letzten Moment abgesagt werden musste, weil der Kanton Bern strengere Regeln bezüglich Konsumation im Freien erliess. So war es von Vorteil, dass das Projekt anpassbar geplant war, damit es nicht komplett ins Wasser fällt, wenn die Regeln ändern.

 

Die Unberechenbarkeit hat uns auch immer wieder vor Augen geführt, dass wir nicht alles selbst in der Hand haben. Im Loslassen haben wir gemerkt, dass Gott über dem Projekt wacht und Gelingen schenkt. Obwohl kurzfristig Leute ausfielen, im letzten Moment Rahmenbedingungen änderten, es bis kurz vor Schluss noch viele Fragezeichen gab, ging schliesslich alles auf – und das bei einem Projekt mit über 100 Freiwilligen!

 

Das breite und generationenübergreifende Mitmachen – jüngster Teilnehmer war ein Baby, das Jesus in der Krippe darstellte – und das gemeinschaftliche Unterwegssein war für mich persönlich ein Highlight des Weihnachtswegs. Erfreulich ist auch, dass wir als Kirche mit diesem neuen Projekt näher bei den Menschen vom Dorf waren und stärker öffentlich wahrgenommen wurden. Unter den geschätzt 700 Besucherinnen und Besuchern im vergangenen Jahr war ein schöner Anteil, die sonst nicht regelmässig unsere Anlässe besuchen.

 

Aufgezeichnet von Daniela Baumann