Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war der Tod einer jungen Frau in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei vor einem halben Jahr. Der Grund ihrer Inhaftierung: Sie hatte offenbar das Kopftuch nicht vorschriftsgemäss getragen. Seither kommt es in Iran zu anhaltenden Protesten gegen die Behörden. Die Arbeitsgemeinschaften Religionsfreiheit und Interkulturell der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA-RES fordern die iranische wie die Schweizer Regierung auf, sich für die Achtung der Menschenrechte und Religionsfreiheit in Iran einzusetzen. 

Iran sorgt seit Monaten für Negativschlagzeilen. Die Bevölkerung leidet unter der staatlichen Unterdrückung durch ein brutales Regime, insbesondere jene Menschen, die sich gegen die Ungerechtigkeiten zur Wehr setzen. Die Behörden reagieren gewaltsam auf die Demonstrationen der Bevölkerung und schränken den Zugang zu Internet und sozialen Medien ein, was die Überwachung von Rechtsverletzungen erschwert. 

Schon seit Jahren missachtet das iranische Regime das im Völkerrecht garantierte Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit. Der kürzlich publizierte fünfte gemeinsame Jahresbericht der Menschenrechtsorganisationen Article 18, Open Doors International, Middle East Concern (MEC) und CSW über «Rechtsverletzungen an Christen im Iran» zeigt dies erneut. Iran gehört zu jenen Ländern, in denen Christinnen und Christen am stärksten verfolgt werden. Sie können ihren Glauben nicht in Freiheit ausüben, werden ins Gefängnis geworfen und gefoltert. Es kommt immer häufiger zu Razzien in Hauskirchen und der Verhaftung und Befragung ihrer Mitglieder. Christen werden wegen «Handlungen gegen die nationale Sicherheit» angeklagt und häufig nur gegen hohe Kautionszahlungen freigelassen. Anträge auf Überprüfung von gegen Christen verhängten Urteilen werden in jüngerer Zeit grösstenteils abgelehnt. 

Klare Forderungen 

«Diese enormen Spannungen und die Ungerechtigkeit in Iran machen uns sehr betroffen», sagt Philippe Fonjallaz, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit der SEA-RES. «Wir solidarisieren uns mit der iranischen Bevölkerung und fordern die Regierung der Islamischen Republik Iran auf, ihrer Verpflichtung nach nationalem und internationalem Recht nachzukommen, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und insbesondere das Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit zu achten, zu schützen und zu verwirklichen.»  

Konkret verurteilt die SEA-RES jede Form von Unterdrückung, Diskriminierung und Verfolgung von Menschen in Iran. Betroffen sind auch Christinnen und Christen, häufig mit muslimischem Hintergrund. «Wir verlangen, dass alle Schuldsprüche und Todesurteile gegen Protestierende umgehend aufgehoben werden. Zudem fordern wir die Schweizer Regierung auf, die Gewährleistung der Religionsfreiheit in politischen und/oder wirtschaftlichen Gesprächen mit oder über Iran hervorzuheben», erklärt Viviane Krucker-Baud, Co-Generalsekretärin der SEA. 

Auch das Schweizer Parlament macht Druck in diese Richtung: Vor wenigen Tagen hat der Nationalrat eine Motion angenommen, die den Bundesrat auffordert, angemessene Massnahmen zur Unterstützung der iranischen Zivilbevölkerung bzw. gegen Mitglieder des iranischen Regimes zu ergreifen. 

Beten in Gottesdiensten schweizweit 

Die Arbeitsgemeinschaften Religionsfreiheit und Interkulturell der Schweizerischen Evangelischen Allianz rufen aber genauso zum Gebet für Iran auf. «Wir haben uns dafür mit iranischen Glaubensgeschwistern, die in der Schweiz leben, zusammengetan. Gemeinsam laden wir die Kirchen in der Schweiz ein, in einem Gottesdienst im April speziell für Iran zu beten», erklärt der Interkulturell-Leiter Egzon Shala. Dazu stehen als Hinführung zum Thema ein kurzes Video und für die Fürbitten konkrete Vorschläge zur Verfügung. Beides ist in den Sprachen Deutsch, Französisch, Englisch und Farsi zugänglich unter https://www.each.ch/aktuellethemen/iran. 

Kontakt
Egzon Shala
Leiter Arbeitsgemeinschaft Interkulturell & Interkultureller Beauftragter SEA
Tel. 077 529 69 67
eshala@each.ch

Viviane Krucker-Baud
Co-Generalsekretärin SEA
Tel. 078 226 63 35
vkrucker-baud@each.ch

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