Die «DenkBar» ist eine neue Arbeitsgemeinschaft der SEA. Am 18. September haben sich die Denkerinnen und Denker zum zweiten Mal getroffen. Ihre Vision ist es, dass Kirchen sprachfähiger und dialogfähiger in Bezug auf ihre Glaubensüberzeugungen werden. Der Glaube soll von kritischem Denken und wissenschaftlichen Erkenntnissen befruchtet werden. «Unser Ziel ist es, Glauben und Denken in der Deutschschweiz zu fördern», sagt der Leiter der DenkBar, Christoph Egeler (zugleich Leiter der VBG).

 

Beim letzten Treffen stand die Apologetik im Zentrum. Die Sprachwissenschaftlerin Johanna Mahler-Gündel, Manuel Schmid, ICF-Pastor und theologischer Dozent sowie Felix Ruther, ehemaliger VBG-Leiter und Naturwissenschaftler diskutierten darüber, ob es heute die «Verteidigung einer Weltanschauung» (Apologetik) noch braucht und was sie genau darunter verstehen. Matthias Egg, PostDoc und Assistent für Philosophie an der Universität Bern moderierte und stellte zuerst die banale Frage, was Apologetik denn überhaupt sei.

 

 Gespräch über den christlichen Glauben
Für Johanna Mahler kann jedes Gespräch über den Glauben und die Kirche dazu gezählt werden; wichtig sei die Orientierung am Gegenüber, damit Hürden abgebaut werden könnten. Für Manuel Schmid hingegen beantwortet die klassische Apologetik Fragen, die heute gar nicht mehr gestellt würden. Apologetik ist für ihn deshalb die christliche Existenz selbst. Und er fragt, was sie für die Postmoderne heisst. Für Felix Ruther bedeutet sie schlicht Engagement für die christliche Weltanschauung. Er wünscht sich, dass unser Denken wieder mehr vom Evangelium her geprägt wird, wie das bei der Gründung der Universitäten in Europa der Fall war.

 

Skeptiker und Zweifler willkommen?
Bewegt von einer Studie über Gründe, warum junge Christen den Glauben verlassen, sieht Johanna Mahler-Gündel den Bedarf für Apologetik sowohl bei Skeptikern und Suchenden als auch bei zweifelnden Christen: «Mich beschäftigt die mangelnde Antwortfähigkeit unserer Kirchen.» Auch Schmid sieht eine zweifache Funktion: Nach innen soll der Glaube reflexiv vertieft werden, damit er krisenfest werde, und nach aussen soll der Glaube gewinnend und «intellektuell redlich» vertreten werden. Für Ruther stellt sich dabei die Frage der Interpretationshilfe: «Was bieten wir an?» Und für ihn ist es die «grosse Erzählung» der Bibel. Schmid stimmt zu und meint: «Entkirchlichte Menschen sind interessiert für solche Erzählungen, solange du ihnen nicht sagst, das sei die richtige Erzählung.»

 

Keine Denkverbote stattdessen kritisches Denken fördern
Matthias Egg fragt in die Runde, ob es denn eher eine «ErzählBar» statt eine «DenkBar» brauche. Alle sind sich einig, dass gerade heute verschiedene Zugänge nötig seien. Und für Felix Ruther bleibt das grösste Ärgernis ein «verengtes Bibelverständnis» in vielen Kirchen. Schmid sieht darin ein selbstgemachtes Problem, das er zu korrigieren versucht: «Wir müssen Fragen und Verunsicherung bei unseren Jungen zulassen und sie darin begleiten.» Mahler-Gündel ergänzt, dass es dazu zuerst eine Diskussionskultur brauche, die kritische Fragen erlaube. Im Rahmen des Angebots «Grill the book» am PraiseCamp sei diese Kultur und Herangehensweise gut gefördert worden.

 

Im zweiten Teil der Diskussion brachte Jan Kellenberger, Gründer von www.christchind.li, die Frage ein: «Weshalb gehen Predigten sehr oft nicht in die Tiefe?» Und Matthias Mahler, Soziologe fragte kritisch in die Runde, ob denn Apologetik nicht auch in der Postmoderne konfliktiv bleiben müsse. Das Evangelium stehe doch in jedem kulturellen Kontext quer! Und so sind denn – wie gewünscht – einige Fragen offengeblieben. Und die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft DenkBar kann so richtig losgehen. (Marc Jost, SEA)